Zum Jahrestag der Novemberpogrome 1938
von Jochen Thiessow
1938 brannten nationalsozialistische Schlägertrupps Synagogen nieder, schlugen Tausende Schaufensterscheiben jüdischer Geschäfte ein, verwüsteten sie und raubten sie aus. Die Inhaber wurden verprügelt, misshandelt, verhaftet, verschleppt, umgebracht. Sie nannten es perfide „Reichskristallnacht“. Die Pogrome wüteten reichsweit: Von Aachen bis Königsberg in Ostpreußen, von Flensburg bis ins inzwischen „angeschlossene“ Österreich ebenso wie im besetzten Sudetenland. Wegen ihres gewaltigen Ausmaßes ist der 9. November als „Reichspogromnacht“ in die Geschichte eingegangen. Was folgte, ist bekannt.
Am Vorabend des 9. November möchte Aufstehen Tempelhof-Schöneberg an die Opfer des Naziterrors auf einem Rundgang zu Stolpersteinen, Gedenktafeln und historischen Stätten in Neu-Tempelhof erinnern. Zu den Haltepunkten gehören die ehemalige Synagoge in der Mussehlstraße und das Kapitulationshaus am Schulenburgring. Wir wollen einiger Tempelhofer Opfer des Naziterrors gedenken und nennen ihre Namen, stellvertretend für alle anderen. Sie wohnten einst hier in „Klein-Jerusalem“. Es wird darum gebeten, Blumen und Kerzen mitzubringen für …
Max und Käte Liebert (ermordet in Sobibor 1943)
Werner Liebert (ermordet in Auschwitz 1943)
Erich Kuttner (ermordet in Mauthausen 1942)
Sophie Rausch (ermordet in Riga 1942)
Artur und Rosa Grunwald (ermordet in Auschwitz 1943)
Carl Grunwald (ermordet in Buchenwald 1945)
Max Reißner (ermordet in Sachsenhausen 1938)
Marie und Hermann Lewin (ermordet in Auschwitz 1943)
Aber wir wollen nicht nur gedenken, nicht nur Zeichen setzen gegen Antisemitismus und Rassismus, sondern wir wollen aktiv und bewusst eintreten für eine Erinnerungskultur, die deutlich macht, dass die Neo-Nazis aller Schattierungen – als die geistigen Komplizen der Massenmörder von damals – mit aller Macht und mit aller staatlichen Gewalt an ihrem verbrecherischen Tun gehindert werden müssen. Wer wie die Höcke-AfD und ihr Umfeld von „Schuldkult“ und vom „Mahnmal der Schande“ spricht, solidarisiert sich unverhohlen mit den Mördern von einst. Die stetige und planvolle Radikalisierung dieser Kräfte in Deutschland ist bedrohlich, weil sie fatale Parallelen zu den Geschehnissen vor 1933 aufweist.
Ein solches Regime darf hier nie wieder an die Macht gelangen!
Treffpunkt für den Rundgang: Sonntag, 8. November, 15 Uhr, Luftbrückendenkmal, U-Bhf. Platz der Luftbrücke (bzw. U-Bhf. Paradestraße für Nord>Süd-Fahrgäste). Dauer: eine Stunde.
(siehe auch Kalender)
Die Corona-Regeln halten wir ein.