Ein Gastbeitrag
von Jana Wolf
Zur Nachahmung empfohlen:
Das Klimabündnis Schwerin fordert eine Weichenstellung für eine nachhaltige und lebenswerte Zukunft!
In Schwerin hat sich am 27. Februar 2020 ein Klimabündnis aus 18 verschiedenen Gruppen, Organisationen und Vereinen gegründet, die Nachhaltigkeit, Gerechtigkeit und Gemeinwohl für alle auf ihre Agenda gesetzt haben. Dieses Bündnis hat sich im Zuge der Ausrufung des Klimanotstandes im Januar 2020 in Schwerin formiert, um gemeinsam hinsichtlich einer gerechten Zukunft für alle, auch für folgende Generationen, an einem Strang zu ziehen.
Mit dabei sind auch wir von „Aufstehen – Ortsgruppe Schwerin“, da sich die Anliegen unseres Gründungsaufrufes mit den Zielen des Klimabündnisses decken.
Aktuell in Zeiten der Coronapandemie ergeben sich neue Möglichkeiten und neue Fragen. Die Größenordnung und Reichweite der deutschlandweiten Anstrengungen zur Bewältigung der Coronakrise zeigen in diesen Tagen deutlich, was alles möglich ist und gesellschaftlich mitgetragen wird, wenn Regierung und Bürger*innen dem Ernst einer Krise Rechnung tragen.
Parallel zur Coronakrise sind wir aber weiterhin global mit der ebenfalls existenzbedrohenden Klimakrise konfrontiert. Ebenso ernsthaft und konsequent müssen wir daher jetzt – parallel zur Eindämmung der Pandemie – bei der Planung von Wirtschaftshilfen, bei politischen und gesellschaftlichen Weichenstellungen auf das hören und das umsetzen, was die Wissenschaft zur Klimakrise seit langem und aktuell immer dringlicher fordert.
Unsere Forderung nach klimagerechten Weichenstellungen bei aktuellen und kommenden politischen Entscheidungen und der Bereitstellung enormer Steuergelder gilt umso mehr, als die zur Krisenbewältigung erforderlichen Eingriffe in die Wirtschaftsabläufe und die persönlichen Freiheiten der Bürger*innen im Vergleich zu den aktuellen Pandemiemaßnahmen deutlich geringer ausfallen können, wenn wir JETZT endlich die notwendigen Entscheidungen fällen. Andernfalls werden wir zwangsläufig mit weitaus drastischeren Maßnahmen und Realitäten konfrontiert werden, da durch die Erreichung von KippPunkten beim Klimawandel eine Umkehr nicht mehr möglich sein wird.
Unsere Gesellschaft steht an einem Wendepunkt.
Eine Transformation muss jetzt stattfinden.
Wir alle haben unsere Lebensverhältnisse in kurzer Zeit massiv verändert. Die Coronakrise wird beherrschbar, weil wir mit Einsicht und aus Respekt vor den Konsequenzen handeln und auf wissenschaftliche Berechnungen, Methoden und den Rat der Fachleute vertrauen. Es zeigt sich, dass Entschlossenheit und Entscheidungsstärke zur Abwendung einer erwiesenen Bedrohung nicht nur möglich sind, sondern auch auf breite Zustimmung in der Bevölkerung treffen.
Bei den notwendigen Eingriffen zur Klimakrisenbewältigung geht es um langfristige Chancen: Um Gemeinwohl und Daseinsvorsorge, neue Arbeitsplätze, eine lebenswerte Umwelt, eine solidarische Wirtschaft, eine nachhaltigere Produktionsweise.
Es gilt, die enormen finanziellen Mittel, die gerade bereitgestellt werden, jetzt in die richtigen, zukunfts- und klimagerechten Bahnen zu lenken, eine klare und deutliche Antwort auf die Klimakrise zu formulieren und klimaschädliches Verhalten und Wirtschaften wirksam einzudämmen, um die Begrenzung der Erderwärmung auf max. 1,5 °C zu erreichen. Dies muss unter Beachtung einer gerechten Verteilung der daraus entstehenden Lasten geschehen.
Wir brauchen eine ökonomische Idee und politische Anreize mit dem Ziel,, die Umwelt zu erhalten und den Menschen auch zu zeigen, wie sie ein gutes Leben führen, Arbeit finden und ihre Familie in der Zukunft ernähren können.
Wir brauchen eine Wirtschaftsordnung, die im Gleichgewicht
mit der Umwelt steht
und die Bedürfnisse aller Menschen erfüllt.
Das Wachstum der Wirtschaft nützt nur den Renditen der Reichen. Im Zentrum könnten stattdessen Wohlbefinden stehen, Gesundheit, Gemeinschaft und eher kleine Unternehmen mit geringem CO2-Fußabdruck, die sich an den Bedürfnissen und Werten ihrer jeweiligen regionalen Gemeinschaft orientieren.
Wir brauchen eine Stärkung der regionalen Wirtschaft, die Stärkung lokaler und kreislauffähiger Wirtschaft, die die Risiken globaler Warenströme verringert (Forderung für ein Lieferkettengesetz).
Das Klimabündnis Schwerin möchte die Forderungen der Fridays for Future Bewegung aufnehmen und zur Gestaltung bringen.
Hier in Schwerin zeigten 1.800 Menschen im September 2019 in der größten Demonstration seit der Wende, wie wichtig ihnen die Sorge um den Klimawandel ist und dass neue Wege und Lösungen gesucht und gefunden werden müssen.
Das Klimabündnis Schwerin besteht nicht nur aus Umwelt- und Klimaschutzorganisationen, sondern auch aus gemeinwohl- und global gerecht agierenden Gruppen und Organisationen. Es strebt an, weitere Partner in der Stadtverwaltung, in der Wirtschaft und im Handel der Region zu finden, um gemeinsam neue Konzepte für eine nachhaltige, solidarische und regionale Wirtschaft auszugestalten.
Dazu möchten wir folgende Fragen an die Stadt und die Wirtschaft (IHK, Handwerkskammer, Lebensmittelketten, Tourismusverbände etc.) in Schwerin stellen:
1. Welche Maßnahmen trifft die Stadt, um die regionale Wirtschaft und den Einzelhandel zu stärken?
2. Wir wollen eine lebendige Innenstadt in Schwerin erhalten. Wie können wir Megakonzernen wie z.B. Amazon und seinem gesellschaftsfeindlichen Geschäftsgebaren etwas entgegensetzen? Während Einzelhändler mit geschlossenen Läden massenhaft der Pleite entgegentreiben, startet Amazon richtig durch und scheffelt 10 Milliarden in 10 Tagen. Und wir alle wissen: “Die Konzentration von Reichtum gefährdet Demokratien!”
3. Wie gewährleistet die Stadt Schwerin die Beteiligung der BürgerInnen bei den entscheidenden Fragen für unsere Zukunft?
Jana Wolff ist Mitglied bei: aufstehen Schwerin, Klimabündnis Schwerin, BUND Gruppe Schwerin, Friedensbündnis Schwerin, Parents for Future Schwerin, Freifahrt.Jetzt.Schwerin, Klimaallianz Schwerin