Dezember 11, 2024

Prioritäten der Gesellschaftsentwicklung

von Joachim Lund 

Ein Beitrag zur Leitliniendiskussion

Angesichts der sich verdichtenden globalen Herausforderungen habe ich überlegt, wie wir die größten Mängel in der Gesellschaft bei uns und weltweit identifizieren und überwinden könnten. Dazu schien mir eine Skala der Wertigkeit geeignet zu sein. Bei der Formulierung versuchte ich, aus beruflicher und privater Erfahrung Nutzen zu ziehen. So kam ich zu einem Entwurf, der gern diskutiert und auch korrigiert oder vervollständigt werden kann. Im Fokus stehen Gerechtigkeit und Chancengleichheit.

  1. Rettung des Planeten – (Klimawandel, Umwelt, Nachhaltigkeit)
  2. Überwindung der Kluft zwischen Arm und Reich – (Steuer-) Gerechtigkeit
  3. Rettung der Demokratie – (durch Einsatz bürgernaher Aufsicht)
  4. Gesamthaftes Selbstverständnis der Wissenschaft zur Menschheitsgeschichte
  5. Höchste Verantwortung aus höchster Erkenntnis heraus
  6. Erweitertes Rechtsverständnis – (Verantwortlichkeit über die Legalität hinaus)
  7. Ächtung der (Stellvertreter-) Kriege sowie den Chemiewaffeneinsatz
  8. Erneute Ausrichtung an grundlegenden Werten (Bestehen im Welthandel)
  9. Verdoppelung der Investitionen in Bildung und Chancengleichheit
  10. Förderung von Innovationen zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit
Unsere Welt – unser Klima – unser Leben

Zu 1: Diesem Punkt muß sich alles unterordnen, da wir sonst den Ast absägen, auf dem wir sitzen: Kohleausstieg sofort, Erhalt der Artenvielfalt, Innovationen, Ausbau der Infrastruktur, ökologische Agrarwirtschaft, Senkung der CO2-Emissionen, Schutz der Natur und Lebensräume, Landschaftspflege für natürliches Regionalklima.

Zu 2: Johann Peter Süßmilch, Wissenschaftler und Theologe („Vater“ der Bevölkerungsstatistik), forschte im Auftrag Friedrich II., unter welchen Bedingungen sich die Bevölkerung am besten entwickelt und fand heraus, daß dies dann geschehen würde, wenn die Reichtümer eines Landes nicht zu ungleich verteilt sind. Das gilt auch heute.

Zu 3: Der Demokratie fehlt es am Rückgrat, z. B. analog dem Aufsichtsrat bei Aktiengesellschaften. Deshalb brauchen wir eine neutrale kundige Instanz, deren Mitglieder sich vor der Bevölkerung qualifizieren (Fachkunde und Leumund) und von ihr direkt gewählt und bei Versagen wieder abgewählt werden (Mittel gegen Korruption). Hier wäre vor allem die Wissenschaft dank Forschung und Lehre von größtem Wert.

Zu 4: Seit Jahrtausenden bemüht sich die Kunst darum, mit ihren Werken die Menschen zur Besinnung zu bringen. Das ist in der Wissenschaft leider nicht sonderlich ausgeprägt,wäre daher nachzuholen. Die fachlichen Grundlagen sind vorhanden. Das Selbstverständnis der Wissenschaft muß dies von sich aus als eines ihrer wichtigsten Ziele der Bildung betrachten. Akademische Würde muß der Ethik verpflichtet sein.

Zu 5: Höchste Verantwortung haben generell diejenigen zu tragen, die den besten Durchblick haben. Sie dürfen nicht schweigen; denn die Zuständigen sind im Laufe der Zeit nicht selten überfordert. Hier sind insbesondere Wissenschaft und Kunst aufgerufen.

Zu 6: Es darf nicht alles erlaubt sein, was nicht verboten ist, sondern jeder Mensch ist der Reife verpflichtet, zu beurteilen, was angemessen und fair ist unter den Mitmenschen. Er darf sich nicht auf Gesetzeslücken berufen. Umgehungen sollten strafbar sein.

Zu 7: Kriege sind angesichts der Tatsache, daß für alle Menschen dieser Welt hinreichend Nahrung verfügbar ist, ebenso abscheulich wie überflüssig. Machtansprüche sind unstatthaft, da sie keinerlei rechtliche Grundlage haben. Es zählt allein Anerkennung.

Zu 8: Voraussetzungen für prosperierende Wirtschafts- und Gesellschaftsentwicklung sind:

  • das wichtigste und wertvollste Investitionsgut weltweit –  Glaubwürdigkeit
  • das wichtigste und kostbarste Handelsgut weltweit –   Vertrauen
  • das entscheidende Merkmal erfolgreicher Akteure weltweit – Integrität.

Zu 9: Ausgaben für Bildung machen sich zehnfach bezahlt. Worauf warten wir? Chancen gerade für Kinder bildungsferner Familien müssen gewahrt werden. Nur aus großer Basis können hohe Spitzen erwachsen. So vergrößert sich auch die Chance für mehr MINT-Nachwuchs.

Zu 10: Innovationen erfordern nicht nur Kapital, sondern auch Mut zum Wagnis. Es braucht dazu Anerkennung und Wertschätzung aller Beteiligten und Mitwirkenden. Dadurch werden sie beflügelt und ermutigt, sich im besten Sinne einzusetzen, worauf wir nicht verzichten können. Sonst werden wir von Asien überrollt.